“Ja, es gab zuvor auch ein Grummeln. Passt die Wellenlänge? Finden wir die richtige Sprache mit einem 15jährigen? …”, gestehen Anna-Lena und Patrick. Doch die Lust, das Wagnis auszuprobieren überwiegt als sie sich dazu entschließen ´JuMeGa´-Familie zu werden.
Persönliche Grenzen abstecken und die Freiheit ´Nein´ zu sagen
Über eine Ebay-Anzeige wird die junge Familie auf JuMeGa® aufmerksam und meldet sich direkt. Bereits nach den ersten Gesprächen mit den Fachberatern ist klar: Das wollen wir machen. “Wir haben aber auch unsere ´No-Gos´ definiert: keine Gewalt, keine Drogen! Ansonsten waren wir sehr offen und hatten keine weiteren Einschränkungen — auch wenn wir die hätten äußern können”, erzählt Anna-Lena, “Und wir hatten die Sicherheit, dass wir ´Nein´ sagen können, wenn es gar nicht miteinander geht.”
Doch an den Punkt sind die beiden mit Luca nie gekommen. Luca hat eine super Entwicklung gemacht. Er hat einen guten Schulabschluss erreicht und ist in der Fahrschule angemeldet. Jetzt beginnt er seine Ausbildung als Pflegefachassistent. Anna-Lena hat einen Kontakt für ein Praktikum hergestellt und ihn bei der Berufswahl unterstützt. Von da an stand sein Berufswunsch fest.
Luca hat die Chance genutzt — jetzt ist er großer “Gast-Bruder”
Luca ist froh, dass er bei Anna-Lena und Patrick gelandet ist: “Ich habe hier eine super Unterstützung bekommen. Wer weiß, was aus mir geworden wäre ohne die Hilfe. Früher habe ich ganz viel geklaut, sicher wäre ich im Knast gelandet.”
“Es gab — wenige — Situationen, in denen Luca seine Grenzen so richtig ausgetestet hat. Doch wir konnten das immer gut miteinander klären”, schmunzelt Patrick. “Wir haben ihm dafür auch die notwendige Freiheit gegeben. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen.” Luca ist gerade volljährig geworden und die Hilfe wird in Kürze enden. Doch er bewohnt inzwischen eine kleine Wohnung in der angrenzenden Haushälfte. Dort kann er wohnen bleiben und den Kontakt zu Anna-Lena und Patrick halten. Und schließlich auch zu den jüngeren “Gast-Geschwistern” (6 und 2 Jahre). Denen gegenüber ist er ganz liebevoll und kümmert sich wie ein ´großer Bruder´.
Man mus offen sein und hat jederzeit eine ´Rückversicherung´
Was man als ´JuMeGa´®- Eltern braucht? “Offenheit gegenüber Jugendlichen”, schießt es aus Patrick sofort heraus, “und die Bereitschaft jemanden so anzunehmen wie er ist.”
Und das ist allen miteinander wirklich gut gelungen. Das betont auch Dietmar Labs, der die Familie als Fachberater begleitet. Er ist regelmäßig vor Ort — so wie es die Familie braucht. Mal alle zwei Wochen, mal auch mehrmals in der Woche. “Anna-Lena und Patrick haben Luca ganz viele Ressourcen bereitgestellt. Und Luca wollte etwas schaffen. Er hat sich auch ehrenamtlich ganz viel engagiert: In der Politik, im Sport und so weiter.” Dietmar Labs und seine Kolleg*innen sind für die Gastfamilien die ´Rückversicherung´. Wenn sie Unterstützung benötigen, Fragen haben, Formalitäten zu erledigen sind, dann sind sie die erste Anlaufstelle. Selbst nachts und am Wochenende gibt es eine Notfall-Nummer, unter der immer eine Ansprechperson erreichbar ist.
Die Reise geht weiter — selbe Familie, neuer Gast
Wenn Luca nun nicht mehr JuMeGa®- Jugendlicher ist, geht es für Anna-Lena und Patrick dennoch weiter. Anna-Lena ist voll und ganz von JuMeGa® überzeugt: “Ich mag die Herausforderungen!”
Seit wenigen Wochen ist Jason (15) ihr neuer Gast. Sie gewöhnen sich gerade noch miteinander ein, denn jeder Weg ist anders und alle müsse sich neu darauf einstellen.