Von Wolfgang Bröer.
Wie offen, kann ich mit ihm (oder ihr?) über ´Transgender´ sprechen? Ist das distanzlos, grenzüberschreitend? Während mir die Gedanken durch den Kopf gehen, öffnet mir der junge Mann die Tür und bittet mich freundlich hinein. Ganz schnell kommen wir ins Gespräch und er lässt mich Anteil haben an seinen Erfahrungen.
Seit fast 3 Jahren lebt Ilay nun in einem Appartment des Jugendwohnens. Mit 10 Jahren wurde er als Mädchen in der junitAMICA, einer Mädchenwohngruppe, aufgenommen.
Irgendetwas war anders mit mir
Lange schon merkte er, dass etwas ´anders ´ ist, konnte es aber nicht benennen. „Ich hatte schon immer eher Kontakt zu Jungs und habe mit Autos gespielt“, erzählt Ilay. Im Laufe der Pubertät ist der innere Druck größer geworden. Ilay wollte wissen, was mit ihm los ist und hat sich im Internet informiert. „Transgender“ — das beschrieb genau, was er empfand: Er steckte als Junge im Körper eines Mädchens.
Ein Umzug eröffnet ihm Möglichkeiten und sein “outing”
In der Mädchengruppe war es für ihn schwer, sich als Junge auszuprobieren. „In einer Wohngruppe mit Jungen und Mädchen
hätte ich mich dies sicher schon eher getraut“, blickt er zurück. „Dennoch war AMICA gut für mich, dort bin ich gereift.“
Mit seinem Umzug ins Appartment öffneten sich ihm die Möglichkeiten. „Am schwersten fiel es mir den Betreuern, meiner Familie und meiner Therapeutin davon zu erzählen“, erinnert er sich. Er hat jedoch erfahren, dass es für viele ganz normal war damit umzugehen.
Noch nicht am Ziel
Selbst seine Freunde reagierten ganz gelassen auf sein „outing“. Nur seiner Familie fällt es noch schwer, das zu akzeptieren.
Ilay fühlt sich heute als Junge. Über seine alte Identität spricht er ungern. Auch seinen Mädchennamen will er nicht mehr hören.
Er blickt jetzt nach vorn: Fortsetzung der Hormontherapie, Namensänderung und die Geschlechts-OP. Doch bis dahin dauert es noch. Er muss seine Therapie fortführen und benötigt noch ein Gutachten. Das Warten fällt ihm schwer, gern wäre er schon am Ziel.
Es war ein tolles Gespräch mit dir, Ilay. Ich habe gelernt, dass „Transgender“ keine Barriere ist. Behalte deinen Mut! Ich wünsche
dir viel Glück auf dem Weg zu dir!