Was Pädagog*innen in eskalierenden Situationen tun und wie sie präventiv handeln können, wird im junikum in Deeskalationsschulungen vermittelt. Carina Dirksen ist davon überzeugt, dass man mit Worten und der eigenen Stimme eskalierende Situationen vorbeugen kann.
„Kurz nach meinem Berufspraktikum habe ich zum ersten Mal an einer Deeskalationsschulung im junikum teilgenommen. Ich fand das Thema damals schon sehr spannend und ich erinnere noch, dass wir alle sehr viel Spaß dabei hatten.“, erzählt Carina Dirksen. Das ist inzwischen über 10 Jahre her. Jetzt hat sie ihre Ausbildung als Trainerin bei ProDeMa® (Institut für Professionelles Deeskalationsmanagement) abgeschlossen.
Der Selbstschutz steht an erster Stelle. Und ich muss die Not des Kindes verstehen.
Im pädagogischen Alltag gibt es immer wieder Konflikte, die sehr massiv werden können. Besonders, wenn Kinder oder Jugendliche ihre emotionalen Affekte nicht gut regulieren können. Das kann die Fachkräfte auch an ihre persönlichen Grenzen bringen. Wenn Carina Dirksen berichtet, wird ihre Begeisterung für das Thema spürbar: „Mich fasziniert besonders die Haltung. Zu verstehen, dass das Kind mir persönlich nicht schaden oder mich verletzen möchte, sondern dass es in dem Moment gerade nicht anders kann.“
Die erfahrene Pädagogin weiß, welches ‚Handwerkszeug‘ es dafür gibt: „An erster Stelle steht der Selbstschutz: Bevor es für mich brenzlig wird und ich das Kind noch mehr unter Druck setze, ist es hilfreich, dass ich mich zurückziehe. Als zweites muss ich das Kind in seiner Situation verstehen wollen. Dann kann ich auch mit meiner Stimme und mit meinen Worten ganz viel erreichen und den Kontakt zum Kind bewusst gestalten.“
Schulung in Deeskalation und der kontinuierliche Austausch mit den Kolleg*innen
Doch so selbstverständlich wie sie davon berichtet, wird dies in der Umsetzung nicht sein. Dirksen stimmt zu: „Genau deshalb bieten wir im junikum viermal im Jahr die dreitägigen Deeskalationsschulung an. Seit dem Frühjahr leite ich die Schulungen zusammen mit Thomas Reil, der die Schulungen zuletzt als einziger Trainer durchgeführt hat.“
Mit der Schulung allein ist es aber nicht getan. Carina Dirksen betont, dass auch der Austausch unter den Kolleg*innen über herausforderdernde Situationen wichtig ist. Darüber kann die eigene Haltung gebildet werden und gerade neue Kolleg*innen können viel von den „alten Hasen“ lernen.
Körperliche Interventionen werden transparent dokumentiert und mit dem Kind besprochen. Wenn ein/e Mitarbeiter*in körperlich interveniert hat, indem sie/er das Kind zum Beispiel festgehalten hat, muss dies immer protokolliert werden. Diese Intervention wird danach auch mit dem Kind besprochen. Warum dies so wichtig ist, erklärt Carina Dirksen so: „Die Reflexion dient zum einem der Kolleg*in, um sich ihres Handelns bewusst zu werden. Darüber hinaus hilft es, das Kind in seiner ‚Not‘ zu verstehen. Nicht zuletzt ist es jedoch wichtig, dass das Kind befähigt wird über seine Befindlichkeit zu sprechen. Wenn wir dann noch miteinander besprechen können, was beide Seiten in ähnlichen Situationen künftig verändern können, haben wir ganz viel erreicht.“