Von Wolfgang Bröer.
Als ihre Tochter Maike aus ihrer WG anruft und euphorisch ankündigt, dass sie demnächst ihre restlichen Sachen aus dem »Kinderzimmer« holt, sind Stefanie (51) und Hermann (54) sehr berührt. Viele Erinnerungen tauchen auf, was sie mit ihren Kindern alles unternommen haben. Und auch, welche Mühen und endlosen Diskussionen es gegeben hatte und dass sie es manchmal ziemlich leid waren mit ihren Kindern. Vor allem »die Pubertät« war sehr anstrengend für sie als Eltern.
„Und immer wenn du »Profi« in einer Familienphase geworden bist, bist du deinen »Job« wieder los, weil die Kinder dann schon wieder weiter sind — eigentlich schade.” Da hören sie von JuMeGa (Junge Menschen in Gastfamilien). Einem Jugendlichen etwas von ihren Erfahrungen mit auf den Weg geben zu können, ihm Mut und Zuversicht zu vermitteln, inspiriert sie. Gerade jetzt, wo die Familie sich verändert und Haus, Garten und Reisen sie allein nicht ausfüllen. Sie sind auf der Suche nach etwas, dass ihrem Tun im Alltag Sinn gibt.
Doppelter Boden: Erfahrung als Eltern und ein verlässliches Netz
Gleich im ersten Gespräch merken Sie, dass JuMeGa gewissermaßen auf sie gewartet hat. Trotz aller Begeisterung spüren sie auch ihr Unbehagen, als sie sich vorstellen, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen können. Was, wenn es Situationen gibt, denen sie sich nicht gewachsen fühlen. Bei den eigenen Kindern ist das anders, »Blut ist dicker als Wasser«.
Von dieser Sorge erzählen sie den Fachberatern Getrud Kleingräber und Christoph Finger und stoßen hierbei auf großes Verständnis. Dabei erfahren sie auch, dass die Berater sie regelmäßig besuchen. Sie können auch rund um die Uhr jemanden erreichen, wenn sie Rat und Unterstützung benötigen. Das gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit, mit dem sie sich diese Herausforderung vorstellen können.
Es vergehen einige Wochen und sie führen weitere Gespräche. Maike und Thomas unterstützen ihre Eltern in ihrem Vorhaben und geben ihnen Rückhalt: „Echt coole Idee!”
Herzklopfen und Zuversicht vor dem Take-off
Als Christoph Finger (JuMeGa) ihnen dann von einem 15jährigen erzählt, der genau in ihre Familie passen würde, merken Hermann und Stefanie, dass es jetzt ernst wird. Im Vorgespräch informieren sie sich über seine Lebensgeschichte und seine aktuelle Situation. „Ich komme mir vor wie an meinem ersten Schultag”, gesteht Stefanie als sie Pascal eine Woche später kennenlernen. Zunächst ist die Situation für alle sehr befremdlich. Als sie Pascal die Wohnung zeigen, lockert sich die Stimmung. Und als Pascal im Keller Hermanns kleine Werkstatt entdeckt, kommen sie ganz schnell ins Gespräch über Pascals Bastelerfahrungen, sein letztes Praktikum und seine Berufsziele. Beim Abschied an der Tür spüren alle — Ja, das könnte passen.
Eine Woche später steht Pascal mit seinem Koffer vor der Tür seiner künftigen Gastfamilie, begleitet von seiner Mutter und von Christoph Finger. Alle sind gespannt, was sie erwartet und sind gleichzeitig voll Hoffnung und Zuversicht.
Die Seilschaft ist bereit und das Abenteuer kann beginnen…
Wolfgang Bröer
Bereichsleitung Pädagogik
Dieser Blog hat Ihnen gefallen?
Wenn Sie unseren Blog regelmäßig erhalten möchten,
teilen Sie uns unter dem Stichwort »junikum-Blog«
einfach Ihre E‑Mail-Adresse mit: zentrale@junikum.de