Von Regine Klein (Stimberg Zeitung).
Oer-Erkenschwick. Vor vier Jahren stellte der Zuzug minderjähriger, unbegleiteter Flüchtlinge Stadt und Jugendhilfe vor große Aufgaben. Das hat sich relativiert – samt Erfolgsgeschichten wie die von Zubair Samadi. Zwei Jahre ist es her, da kam der heute 18-Jährige nach Deutschland. Zubair Samadi sitzt im Büro von Regina Göckener, pädagogische Leiterin der Wohngruppe »Credo« der Jugendhilfe-Einrichtung junikum. »Credo« ist das neue Zuhause für den höflichen jungen Mann, der wegen des Krieges aus seiner Heimat Afghanistan flüchtete. Seine Familie musste er zurücklassen.
Ganz allein ist er aber nicht in Deutschland. „Ich habe sieben Monate bei meiner Tante gelebt“, erzählt Zubair Samadi. Doch die Wohnung wurde zu klein – für ihn, seine Tante und ihre Kinder. Und so zog er im April 2018 in die Junikum-Einrichtung, besuchte einen Deutschkurs und wechselte im Sommer an die Wolfgang- Borchert-Gesamtschule in Recklinghausen – um richtig durchzustarten. „Das habe ich in diesem Ausmaß noch nicht erlebt. Zubair hat wahnsinnig viel gelernt. Ich musste ihn schon ermahnen, etwas weniger zu machen, sich nicht zu überfordern“, erzählt Regina Göckener stolz. Besuche bei seiner Tante, Sport und lernen, lernen, lernen, das ist für den 18-Jährigen für die nächsten Monate sein Leben.
„Ich möchte unbedingt etwas erreichen. Auch für meine Familie in Afghanistan. Ich möchte sie stolz machen“, erzählt Zubair Samadi. Und der Fleiß zahlt sich aus. Stolz hält Zubair sein Zeugnis in der Hand, fast nur Einsen und Zweien, das beste seiner Klasse. Mit der qualifizierten Fachoberschulreife stehen ihm viele Türen offen, der junge Mann hat sich für einen Weg entschieden. Am 1. Oktober startet die Ausbildung zum Krankenpfleger – er konnte sich zwischen zwei Stellen entscheiden. „Ich möchte den Menschen helfen, für sie da sein.“ Seine Mutter ist für ihn schon als Kind ein Vorbild, sie arbeitet als Hebamme, hilft.
In seiner neuen Umgebung, der Schule und seiner Wohngruppe hat sich Zubair Samadi stets gut aufgenommen und willkommen gefühlt. Der ehrgeizige junge Mann legt zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn nicht die Hände in den Schoß. Ein Praktikum hat er beim künftigen Arbeitgeber absolviert, außerdem paukt er nun für den Führerschein. Und nach der Ausbildung? Zubair Samadi hat schon als Kind einen Traum: Medizin studieren, als Arzt vielleicht wieder in Afghanistan oder woanders auf der Welt helfen. So wie ihm geholfen wurde.